Zum 100 jährigen Jubiläum des TVD wurde die Geschichte auf 30 Seiten in einer Festschrift veröffentlicht.
Eine Eichel, symbolisch gesehen, pflanzte ein junger Lehrer, der vor 100 Jahren an der „neuen“ Dettinger Schule erstmals das Fach „Turnen“ in den Stundenplan einführte. Bewegung und Beweglichkeit, dass es da einen Zusammenhang gibt, muss Andreas Kempf schon damals geahnt haben. Denn mit seiner Idee wusste er nicht nur die Schüler zu begeistern, sondern bald auch die Dettinger Bürger.
Am 1. August 1901 fanden sich 19 Sportbegeisterte zusammen, um den Turnverein Dettingen 01 e. V. zu gründen. Übrigens: Andreas Kempf wurde mit seiner beweglichen Lebensphilospie 96 Jahre alt. Die Anfänge können wir uns heute nur schwer vorstellen. Von Sportgeräten konnte man erstmal nur träumen, überdachte Räume standen überhaupt nicht zu Verfügung. Auf dem Turnplatz der Schule trafen sich dienstags und freitags ab 21 Uhr die aktiven Mitglieder, an den Nachmittagen der Sonn- und Feiertage übten die Zöglinge: Hochsprung, Weitsprung, Steinwerfen. Nach und nach wurden wichtige Turngeräte selbst gefertigt oder nach Spendenaktionen erworben: Barren, Reck, Pferd und einige Handgeräte wie Bälle, Keulen, Reifen. Untergebracht waren sie in einem Geräteschuppen. Zu jeder Trainingsstunde mußten sie hinausgeschleppt werden. Auf den ungenutzten Wiesen Dettingens spielte man Faust-, Grenz- und Stoßball. Aus der „Eichel“ sproß das erste Grün. Die Idee Sport zu treiben war goldrichtig und ein idealer Ausgleich zu den Erschwernissen der Zeit. Bald waren auch die Wintermonate kein Tabu mehr für die Turner. Im Saale des Vereinslokales Gasthaus „Zur Post“ fand man das geeignete Winterquartier.
Schon 1906 richteten die Dettinger Turner das erste Gauturnfest, das gleich ein großer Erfolg wurde, aus. Dabei wurde auch ein wichtiges Vereinssymbol, die TVD-Turnerfahne, eingeweiht. Inzwischen haben wir dieses Meisterwerk an Stickkunst repariert und restauriert, um es der Nachwelt zu erhalten. Während der Kriegsjahre 1914-18 ruhte der Turnbetrieb. 14 Turner kehrten nicht mehr zurück, andere erst Jahre später. Langsam sammelten sich die verbliebenen Kräfte.
Bereits 1919 zelebrierte man in kleinem Rahmen wieder das An- und Abturnen. Die „kleine Eiche“ hatte den großen Krieg überstanden und begann jetzt ein Stämmchen zu treiben. In Selbsthilfe schafften sich die Turner einen Übungsplatz „Saukaute“, den sie mit gestifteten Bäumchen säumten. Faust- und Handballabteilungen kamen hinzu. Im Mai 26 wurde das 25jährige Stiftungsfest glanzvoll gefeiert. „Um 2 Uhr erfolgte der Festzug, der von ganz besonderer Schönheit war, ein Zug, wie ihn Dettingen noch nie gesehen hatte. Die Festwagen gaben dem ganzen ein besonderes Gepräge“ – so schrieb damals die Presse. Andreas Kempf, inzwischen Studienprofessor für Sport in Würzburg, hielt die Festrede. Das Fest klang mit einem Tanzabend in der „Post“ aus.
Bald war die Saukaute zu klein. Die TV-Mitglieder legten wieder Pfennig auf Pfennig. Zuschüsse von Turnerbund und Staat kannte man damals nicht.Ende 1926 wurde ein schönes riesengroßes Gelände an der Hanauer Landstraße erworben und in Selbsthilfe beturnbar gemacht. Neue Abteilungen kamen hinzu: Schwimmen, Fußball, Spielmannzug. Dettinger Turner machten sich in vielen Sportdisziplinen weit über die Grenzen hinaus einen Namen.
1935 verkaufte der Verein einen Teil seines Geländes, den Spielplatz, an die Gemeinde. Dem Turnverein blieb eine schuldenfreie Turnfläche von 3.710 qm. Leider ging in den Wirren des 2. Weltkrieges das gesamte Grundeigentum des TV Dettingen verloren. Eine Begebenheit muß einfach hier erwähnt werden: In der Generalversammlung vom 14.1.23 kam die Frage auf, ob eine Damenriege im Verein gegründet werden sollte. 20 Ja - Stimmen waren die Mehrheit. Warum die Riege dennoch nicht zustande kam, ist aus den Protokollen nicht zu erlesen. Am 1.2.25 erfolgte darüber eine weitere Abstimmung, die mit 20 zu 8 Stimmen Ablehnung erbrachte. Lediglich Mädchentanzgruppen für „künstlerische Veranstaltungen“ wollte man gestattengestatte.
Erst 1933 war es dann so weit mit der ersten offiziellen Damenriege.
Nach Wiederzulassung der Vereine in 1947 war der Neubeginn unendlich mühsam. Vorrangig bemühte man sich um die Rückgabe des Sportgeländes. Schließlich mußte man darum sogar einen Rechtsstreit führen, der allerdings nur eine nicht angemessene Entschädigungssumme zum Resultat hatte. Wieder mußten die Turner sich wieder ganz auf sich selbst stellen. Durch Sammelaktionen wurden die ersten Turngeräte beigebracht und langsam wuchs der Eiche eine Krone.1954 entstand unter Leitung von Anni Stenger eine Gymanstikgruppe für junge Mädchen. 1956 schrieb dazu die Presse: „Die gymnastische, vor allem aber die tänzerische Kunst der Mädchengruppe des TV Dettingen wird im Main-Spessart-Gau von keiner anderen Riege übertroffen.“
1961 richtete der TV Dettingen das Gauturnfest mit einer Rekordsteilnehmerzahl von 1.834 Turnerinnen und Turner aus. Der Festzug mit 14 Spielmannszügen und etlichen Musikkapellen wand sich schier endlos durch die von den Dettingern festlich geschmückten Straßen. Die Platzverhältnisse im Gasthaus zur Post wurden immer bedrückender.
1966 baute die Gemeinde eine Schulturnhalle, die dann Entlastung und weiteren Aufschwung brachte. 1933 hat sicherlich niemand geahnt, daß es in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Frauen sein werden, die den größten Teil der aktiven Mitglieder ausmachen und wesentlichen Anteil am Gesicht des Vereines haben.
Der Turnverein Dettingen ist mit seinen ca. 1.500 Mitglieder der größte Verein des Ortes Karlstein. Sein Gesundheits- und Fitnessangebot findet weit über die Grenzen hinaus Beachtung und wurde 1999 mit einem Preis des Bayerischen Landessport-, des Bayerischen Sportärzteverbandes und der GEK, unterstützt vom Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, ausgezeichnet, den nur ganz wenige Vereine in Bayern bisher erhielten. Schon vor vielen Jahren haben die TV-Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt und ein modernes Büro mit Kommunikationszentrum im Untergeschoß der Schulturnhalle eingerichtet. Seit 22 Jahren wird jedes Jahr der „TV-Spiegel“, eine ca. 80-seitige Jahreschronik in Wort und Bild, herausgegeben. Ein Jugendleitungsteam mit weitreichenden Kompetenzen sorgt dafür, daß die Vereinsjugend einen wichtigen Platz im Vereinsleben einnimmt. Alle Programm werden von Übungsleitern/innen mit spezieller Ausbildung nach modernsten Gesichtspunkten durchgeführt. Unter über 40 Übungsangeboten und einem ganzen Korb Rahmenveranstaltungen (Ausflüge, Wanderungen, Radtouren, Exkursionen, Mehrtagesangeboten, Informationsabende) können die Mitglieder heute wählen.Ein neues Jahrhundert, ein neues Jahrtausend - ein Verein auf dem Weg in die Zukunft. Mit der Einweihung der neuen Zweifachturnhalle am 30. September 2000 wurde ein neues Kapitel der Vereinsgeschichte eröffnet. Mußten sich die Gruppen vorher mehr als behelfen, finden sie jetzt optimale Trainingsbedingungen vor. Neue Mitglieder, neue Sportarten, neue Ziele verdeutlichen den Aufbruch. An der Nord-Ost-Ecke befindet sich im ersten Stock der neuen Lindighalle - mit Panorama-Fenstern versehen- das neue hochmoderne Fitness-Studio des Vereines "Vitalis", so sein Name, verfügt über 25 Spezialgeräte, 6 davon computergesteuerte Cardiogeräte. Fachkundige Betreuung garantiert individuelle Trainingspläne, Fitnesstest mit Leistungsnachweispass, umfangreiche Geräteeinweisung für Menschen jeden Alters. Ziel: Muskel- und Herz-Kreislaufstärkung, Fettabbau und Lust am Gesünder werden.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends steht eine gut gewachsene Eiche da. Im September wurde die neue Zweifachturnhalle und ein Kraft- und Fitnessraum in Betrieb genommen.
Am 25. November pflanzten die TV-Freunde zahlreiche standortgerechte Bäume und Sträucher, um die Lindighalle mit einer grünen Lunge zu umgeben. Die da pflanzten, hatten zuvor durch ihre Geldspenden (immerhin fast 14.000 DM) diese Aktion für Umwelt und Zukunft überhaupt erst möglich gemacht. 2001 war der TV 100 Jahre alt.
Am ersten Juliwochenende richteten wir für ca. 2000 Sportler und Sportlerinnen das Gauturnfest aus. Im November gab es eine Jubiläumsfeier besonderer Art, eine
Zeitreise durch 100 Jahre Turnverein Dettingen, Gemeinde und Weltgeschehen in Wort, Bild und Aktion.
Kindern und Jugendlichen werden 11 differenzierte Sportangebote offeriert, Erwachsene können unter 25 Sport- und Entspannungsangeboten
wählen. Insgesamt bietet der TV Dettingen seinen Mitgliedern pro Woche 140 Stunden maßgeschneiderten Sport an. Auf die Qualität des Angebotes wird besonderen Wert gelegt. Die Übungsleiter/innen
bürgen mit ihrer Grund- und Spezialausbildung, mit ihrer ständigen Fortbildung und ganz besonders mit ihrem persönlichen glücklicherweise noch weit über das Normalmaß hinausreichende Engagement
dafür, dass man beim TV Dettingen gut aufgehoben ist. Leistungs-, Freizeit-, Präventions-, Rehasportler und Behinderte finden so eine Heimat unter dem großen TV-Dach. Als Übungsstätten stehen die
vereinseigene Lindighalle, deren Rasenfläche, die Schulturnhalle Dettingen, das Freigelände dort, das Schulschwimmbad, das TV-Geschäftszimmer, das Anton-Wombacher-Haus und der Lindigwald zur
Verfügung. Dazu kommt noch das Sportstudio Vitalis im Obergeschoss der Lindighalle, das jeden Werktag seine Pforten für das individuelle Fitness-Programm geöffnet hat. Cirka 12 Stunden pro Woche
nutzen Mitglieder das Gesundheitsangebot Magnetfeld und Massageliege. Und noch etwas Wichtiges prägt das Gesicht des TV Dettingen: die Rahmenprogramme – das gemeinsame Wandern, Radfahren, die
Exkursionen, die Reisen, die Feiern, die Theaterbesuche, die Jugend- und Seniorenangebote, die Seminare und Vorträge sowie die Teilnahme an zahllosen Wettkämpfen und Veranstaltungen. 105 Jahre
alt ist der TV Dettingen im Jahre 2006. Ein modernes Management sorgt dafür, dass Tradition und Zukunftsorientierung eine gute Verbindung eingehen. Seit dreißig Jahren steht Gerhard Moser an der
Spitze des Vereins. Seine Erfahrungen mit der Geschäftsführung von Unternehmen kam und kommt dem Turnverein Dettingen zugute. Alle, die ihm im vertretungsberechtigten Vorstand und in der
Verwaltung zur Seite stehen, sind mit den Strukturen und Menschen im Verein bestens vertraut, stellen sich zum Teil schon Jahrzehnte lang der ehrenamtlichen Aufgabe. Selbst die jungen
Sportfreunde, die inzwischen Verantwortung übernommen haben, sind von Kindes Beinen an dabei und haben nicht zuletzt wegen ihrer positiven Erfahrungen aus dieser Zeit diese zusätzliche
„freiwillige Pflicht“ geschultert.
Im Untergeschoss der Turnhalle Dettingen, in der Schulstraße 30, befindet sich das TV-Büro und der Vereinsraum. Das Büro, in dem zwei hauptamtliche und mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter/innen tätig sind, ist so effektiv ausgestattet, dass alle anfallenden Arbeiten - Mitgliederverwaltung , Buchhaltung, Ausschreibungen, Korrespondenz usw. – dort professionell erledigt werden können.
Wer nach Karlstein zieht, bekommt in seinen Briefkasten einen Willkommensgruß. Ein Anschreiben und die neueste Ausgabe des TV-Spiegels, die auf jeweils ca. 100 Seiten in Wort und Bild alles enthält, was den TV Dettingen ausmacht. Für seine Angebote, insbesondere im Gesundheits- und Jugendbereich und sein Management hat der TV Dettingen schon zahlreiche Ehrungen erfahren. Im vergangenen Jahr war das ZDF im Auftrage des Deutschen Turnerbundes zu Aufnahmen in der Lindighalle wegen der Erstellung eines Filmes über „ausgezeichnete“ Vereine. Die Lindighalle selbst war ein Projekt, in das der TV maßgeblich involviert war.
Dem Unternehmer und Ehrenbürger/mitglied Rudolf Wöhrl, einem ehemaligen Dettinger Turnerbub, hat der TV Dettingen eine beträchtliche Stiftung zu verdanken, von deren Zinserträge die TV-Jugend und Bedürftige profitieren.
Der soziale Gedanke ist beim TVD GROSS geschrieben. So sind zum Beispiel die Behinderten in der Sportgruppe von Hans Reisert beitragsfrei. Beim TV Dettingen ist sprichwörtlich 7 Tage die Woche etwas los: Bergwanderwoche, Seniorenwanderungen, Tages- und Mehrtagesfahrten, Walkingday, Stadtlauf/Walk, Vereinsmeisterschaften, Fahrten zu Deutschen-Meisterschaften, Industriefahrt, „Nachlese“ nach Fahrten, Turnschau, Theaterbesuch, Jugendausflüge so weiter und so weiter. Beim TV braucht niemand über Einsamkeit zu klagen. In den Gemeinschaften findet man liebevolle Aufnahme und persönliche Anteilnahme. Das gilt in hohem Maße für die ambulanten Rehagruppen. Wer Probleme mit seinen Knochen, seinem Herz, seiner Wirbelsäule hat, wer unter Bluthochdruck, Inkontinenz, Beckenbodenschwäche, Diabetes, Krebs oder Nervosität leidet, wer ein spezielles Programm für den Auf – oder Wiederaufbau seiner Muskeln sucht, wer fernöstliche Bewegungsformen, wie Chi Kung, Hapkido, T-Bo bevorzugt, wer gerne mit dem Ball spielt oder ins Wasser geht, wer sich in Wald und Flur bewegen möchte, wer lieber meditativ auf der Matte liegt, wer die ganz kleinen feinen Bewegungen oder die schwungvollen Spezialgymnastikangebote bevorzugt oder wer gerne ganz für sich alleine was tut, der sollte sich einfach mal beim TV Dettingen umsehen.
Bei den Jüngsten beginnt es beim Eltern-mit-Kind-Turnen, danach kommen die Vorschulgruppen und die Differenzierung in Hap-Ki-Do, Jazztanz, Leichtathletik, Rhythmische Sportgymnastik, Sportakrobatik, Tischtennis, Trampolin, Turnen.
Das Jugendleitungsteam des TV Dettingen, an der Spitze Andrijana Roksandic, sorgt mit zahlreichen Aktivitäten dafür, das die jungen Sportler/innen aus den verschiedenen Gruppen miteinander in Verbindung kommen. Das Ziel des TV Dettingen ist die Kontinuität der Qualität und des guten Miteinanders und eine gesicherte finanzielle Grundlage des Vereins. Für diese Grundlagen und Ziele arbeiten Viele im Verein jeden Tag. Wie in jedem anderen Verein werden die Sorgen, diese Grundlagen und Ziele zu erhalten, bzw. zu erreichen, nicht weniger. Es wird so lange gelingen, wie Menschen bereit sind, ihre Zeit und ihre Begabung für die Gemeinschaft einzusetzen und die Gemeinde Karlstein ihre bemerkenswerte Vereinsförderung beibehalten kann.
Bis 2005 konnte man diese vom zarten Sprössling zum stattlichen jungen Baum erblühte Eiche am Eingang der Grundschule bewundern. Neuplanungen im Straßenraum der Schulstraße mit Vergrößerung der Parkbucht für die Schulbusse nahmen der Eiche ihren Standort. Leider wurde sie dann seitens der Gemeinde ohne großes Aufhebens zu einer sehr ungünstigen Jahreszeit Richtung Sporthalle versetzt. Dem hielt ihr Immunsystem nicht stand. Sie starb.
Jetzt steht dort ein Ersatz. Wünschen wir ihr, dass ihr Standort dort für ihr Wachsen und Werden gesichert ist. Die erste Eiche haben wir in ihrer Kinder- und Jugendzeit, 18 Jahre lang, liebevoll umsorgt. Wir wünschten ihr, wie alle Eltern ihren Kindern, ein langes schönes Leben. Die neue Eiche konnten wir in ihrer Kinderzeit nicht begleiten. Sie lebt jetzt und es ist nur gerecht, ihr nun die nötige Aufmerksamkeit zu widmen als Grundlage für ein starkes Erwachsenenleben. Und als Symbol dafür, dass unsere Aufmerksamkeit und Fürsorge allen gilt, die sich unserem Verein anvertrauen.
Als am 03. August 1906 das erte Gauturnfest in Dettingen auf dem Gelände an der heutigen Julius-Kleemann-Straße zwischen Bahn und Schulstraße durchgeführt wurde, hatte man einen würdigen Rahmen um ein wichtiges Vereinsereignis feierlich zu begehen. Fleißige Hände hatten genäht, gestickt und gewirkt, um die TV-Fahne rechtzeitig zu diesem Turntag einweihen zu können. Der Vereinsfahne kam zu der damaligen Zeit eine große Bedeutung bei, war sie doch das äußere Zeichen eines Bundes von Gleichgesinnten. Die Fahne begleitete die Turner auf alle Fahrten, auf alle Wettkämpfe und Veranstaltungen. So manchem gab sie das letzte Geleit.
Heute hat sich die Einstellung zu Fahnen geändert. Der TV-Ausschluss fand es jedoch erstrebenswert, die prächtige, alte Turnerfahne, die historischen Wert hat, der nachfolgenden Generation zu erhalten, um ihnen eine Ahnung dessen zu vermitteln, mit welchem Einsatz ihre Väter an ihrer Turnersache hingen. Doch dieses Vorhaben hörte sich leichter an als es in die Tat umzusetzen war.
Der Stoff war porös, die schweren gestickten Goldabuchstaben darauf begannen sich herauszulösen. Eine umfangreiche Restaurierung war notwendig. Eingeholte Kostenvoranschläge hierfür beliefen sich auf ca. 1500,-DM. Dieser Betrag konnte vom Mitgliederaufkommen des Verein nicht abgezwackt werden. Andere wichtige Investitionen für den Turnbetrieb standen dem entgegen. Notwendig war es aber, die Restaurierung so schnell als möglich vorzunehmen, um die Fahne zu retten. Ein Ausschussmitglied hatte die gute Idee, Sie, liebe Turnfreunde, um eine kleine Spende für die Restaurierung unserer Vereinsfahne zu bitten. Die Sparkasse Alzenau hatte uns hierfür ein Konto reserviert und bereits bedruckte Überweisungsformulare zur Verfügung gestellt. Eine herzliche Bitte ging vom Vorsitzenden Gerhard Moser besonders auch an die älteren Turnfreunde, die unsere Fahne und ihre damalige Bedeutung noch kannten. Viele trugen mit einer kleinen Gabe dazu bei, dass dieses Vorhaben gelang.
Die Traditionsfahne wurde dann dankenswerterweise von einem Fachmann H. Piecha aus Großwelzheim liebevoll und professionell handwerklich restauriert. Die schönen leuchtenden kostbaren Fäden besorgte er in einem Frankfurter Kloster, deren Nonnen auch Papstgewänder bestickten. H. Piecha schuf ein Meisterwerk, ein Prunkstück, das im Jubiläumsjahr in einem Buch des Landmeisters Beachtung fand. Sicherlich einer der schönsten Trachthauselemente in unserer Heimat. Um diese Fahne zu schonen, beschloss der Vorstand des Vereins, sie nur noch zu Beerdigungen für besonders verdiente Personen und Jubiläen im Verein zu präsentieren.